Fahrplanauskunft für Sehbehinderte

Die Geschichte des MVV

Von den Anfängen bis zur Gegenwart

Bereits seit eineinhalb Jahrhunderten bringen öffentliche Verkehrsmittel die Bürger zu Zielen in und um München. Doch erst seit 1972 gilt:

1 Netz. 1 fahrplan. 1 Ticket.

Der Slogan steht wie kein anderer synonym für Sinn und Zweck des Münchner Verkehrsverbundes.

Öffentlicher Verkehr vor Verbundgründung

Münchens rasante Entwicklung zur Metropolregion wird vom massiven Ausbau des Nahverkehrsangebots begleitet: Bereits ab 1840 dampfen erste Lokalbahnen ins Umland. Zur Jahrhundertwende ergänzt die elektrische Tram im innerstädtischen Verkehr das Angebot. Und ab 1906 sorgen moderne Kraftomnibusse für Mobilität abseits der Gleise.

Bei aller Zufriedenheit mit den neumodischen Verkehrsmitteln stört es die Münchner jedoch, dass jedes einzelne extra bezahlt werden muss. Wer aus dem Umland nach München reist, hat bei seiner Ankunft mitunter schon zwei Fahrkarten in der Tasche. Eine für den Bus eines privaten Busunternehmers zum Vorortbahnhof und eine für die Eisenbahnfahrt in die Stadt. Wer jetzt noch einmal in die städtischen Verkehrsmittel umsteigt, kommt um ein Drittes nicht herum.

Wichtige Weichenstellung

Mitte des 20. Jahrhunderts wird die Lage immer prekärer. Tram und Bus bleiben schlicht im Verkehr stecken. Um den wachsenden Problemen zu begegnen, bilden die besorgten Stadtväter 1953 die 'Studiengesellschaft für den Bau einer Münchner Hoch- und Untergrundbahn'. Die empfiehlt den Bau einer U-Bahn. In der Folge werden 8 U-Bahnlinien geplant! 1965 ist Spatenstich für die U6 von Kieferngarten zum Goetheplatz. Ein neues Kapitel Münchner Verkehrsgeschichte ist aufgeschlagen.

Zeitgleich schließt die Landeshauptstadt mit Bund, Freistaat und der damaligen Deutschen Bundesbahn auch einen Vertrag über den Bau der Münchner S-Bahn. Sie soll die Vorortbahnen verbinden und mittels eines Tunnels durch die Innenstadt führen. Beide Entscheidungen kommen zur rechten Zeit. Denn kurz darauf erhält München den Zuschlag zur Austragung der 20. Olympischen Sommerspiele im Herbst 1972.

Ein System für Alles!

Nachdem die neuen Verkehrswege auf den Weg gebracht sind, widmet man sich der Tarifproblematik. Den Verkehrsplanern ist klar: Der bisherige Fahrscheinverhau und das konzeptionelle Nebeneinander der Anbieter öffentlicher Verkehrsmittel haben keine Zukunft. Stattdessen braucht es ein System, das den Fahrgästen mittels eines einzigen Fahrscheins zügigere Fahrten ermöglicht.

Am 26. Juli 1968 beginnen dazu Verhandlungen des Freistaats, der Landeshauptstadt und der DB über die Schaffung eines Verkehrs- und Tarifverbundes für den Großraum München. Ab Mitte 1969 nehmen daran auch Vertreter der Bundesministerien für Verkehr und Finanzen teil, da der bundeseigenen DB die entstehenden Kosten abgegolten werden müssen.

Der MVV wird geboren

Ende 1971 wird das dreiteilige Vertragswerk unterschrieben: Es besteht aus dem Vertrag über die Grundlagen eines Verkehrs- und Tarifverbunds, dem Gesellschafts- und Organisationsvertrag eines zu gründenden Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV) sowie einem Vertrag über die Aufteilung der Einnahmen zwischen der Landhauptstadt München als Betreiber innerstädtischer Verkehrsmittel und der DB.

Als erste Ziele formulieren die künftigen Gesellschafter:

  • eine frühzeitige Informationskampagne über das kommende System
  • die rechtzeitige Ausstattung der Verbundhaltestellen mit allen Verbundinformationen zum Start,
  • das pünktliche Erscheinen eines Verbund-Fahrplanbuches mit allen Fahrplänen und Infos
Verbundstart für den MVV

Am 28. Mai 1972 ist es soweit. Der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund startet eine neue Epoche im Verkehrszeitalter. Zum Start wartet er mit 1.500 Haltstellen entlang eines 1.400 km langen Verbundnetzes auf. Der neue Verbundraum umfasst ein Gebiet von 5.000 Quadratkilometer mit 2,1 Millionen Einwohnern. In Kraft tritt auch der neue Verbundfahrplan, der kürzere Wartezeiten beim Umsteigen, häufigere Bedienung und ein größeres Platzangebot verheißt.

Am meisten freuen sich die Münchner aber über den Verbundtarif: Endlich gelten einheitliche Fahrpreise und Fahrscheine! Pünktlich ist sogar das erste MVV-Fahrplanbuch, der „Verbund-Fahrplan MVV“, fertig. Die anschließende Feuerprobe, die Beförderung der Besucher der Sommerspiele, bestehen die Verbundverkehrsmittel dank rechtzeitig einsatzbereiter Infrastruktur mit Bravour.

Die ersten 20 Jahre MVV

Obwohl die Einwohnerzahl im Stadtgebiet nach Einführung des MVV zwischenzeitlich abnimmt, erlebt der MVV mit den Verkehrsmitteln der Stadtwerke, der S-Bahn und den Regionalbussen in Folgejahren eine beispiellose Entwicklung: Allein von 1973 bis 1982 steigen die Fahrten von 358 auf 464 Millionen. Dafür entspannt sich die Verkehrssituation auf Münchner Straßen deutlich.

Die Fahrplanmedien stehen weiterhin hoch im Kurs: Allein das Fahrplanbuch wandert 1982 bereits zum zwei millionsten Mal über den Ladentisch. 1992, zwanzig Jahre nach Gründung, verzeichnet der MVV schon 535 Millionen Fahrten im Verbundgebiet. Nach wie vor bilden U- und S-Bahn das Rückgrat des MVV. Während das S-Bahnnetz im Wesentlichen zusätzliche Gleise auf vorhandenen Strecken erhält, wächst das U-Bahn-Netz auf über 60 Kilometer.

Auch hinsichtlich der Fahrgastinformation tut sich viel: So bietet der MVV über die neue BTX-Technik eine elektronische Fahrplanauskunft (EFA) für den gesamten MVV-Bereich. Am Flughafen München steht die EFA gar in neuester Touch-Screen-Technik zur Verfügung. Ergänzt wird der gute Service durch erschwingliche Fahrpreise. Sie decken jedoch nicht die tatsächlichen Betriebskosten. Der Fehlbetrag muss von den Gesellschaftern ausgeglichen werden.

Der MVV wird Aufgabenträgerverband

Am 30. April 1996 verändert die Bahnreform die Struktur des MVV. Aufgrund der Regionalisierung der Verantwortung wird er in einen Aufgabenträgerverbund umgewandelt. Die Gesellschafter sind nun der Freistaat, die Landeshauptstadt München sowie die Verbundlandkreise München, Bad Tölz-Wolfratshausen, Ebersberg, Erding, Freising, Dachau.

Mit der Verbundraumerweiterung wächst der MVV zum 10. Dezember 2023 nach langer Zeit wieder um weitere Gebiete: der Landkreis Miesbach sowie Stadt und Landkreis Rosenheim sind ab sofort Teil des MVV. Auch der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen ist nun vollständig integriert.

Start in die öffentliche Mobilität

Tram, Bus und Eisenbahn von Anfang an dabei

Die Anfänge des Münchner ÖPNV nach heutiger Vorstellung gehen auf das 19. Jahrhunderts zurück: Bereits seit 1861 gab es als Vorläufer des Busbetriebes pferdebespannte Stellwagen. Im Jahre 1876 konnte eine Pferdetram ihren Betrieb aufnehmen. 1883 verkehrte erstmals eine dampfbetriebene Tram. Seit 1895 elektrifizierte die Münchner 'Trambahn Actien-Gesellschaft' ihr bestehendes Pferdebahn- und Dampfstraßenbahnnetz.

Auf den Gleisen waren zunächst kleine, zweiachsigen Motorwagen ('Z-Wagen') unterwegs. Im Jahre 1900 bestand der Wagenpark der Gesellschaft bereits aus 507 Wagen sowie 7 Dampftrambahn- und 6 Accumulatoren-Lokomotiven.

Parallel dazu wurde das damalige Trambahnnetz ab 1898 mit Busstrecken der Motorwagen-Gesellschaft München AG (Vorläufer der Autobus Oberbayern) verstärkt. Ab 1906 startete der erste Linienbetrieb von Kraftomnibussen in München. Bis weit in's 20. Jahrhundert hinein bildeten Tram und Bus das Rückgrat des ÖPNV in und um München. Für die Verbindung mit dem Umland sorgten Vorortbahnen wie die 'Isarthalbahn', deren Strecken später ganz oder teilweise in die neuen S-Bahn München integriert wurden. 

1972: U- und S-Bahn bilden neues Rückgrat des ÖPNV

Auskunft auf Papier: Das 'Große Fahrplanbuch' (1972 - 2022)

Zeitreise durch den MVV-Netzplan (PDF)


Chronik - Meilensteine in der MVV-Geschichte